Koffer restaurieren – Variante 1 Holzkoffer

Dieses Projekt ist eine besondere Herzensangelegenheit. Im Sommer 2015 habe ich aus Kroatien zwei alte Koffer mit nach Hause gebracht. Sie gehörten dem Opa meines Partners und begleiteten ihn über Jahrzehnte auf diversen Reisen. Mittlerweile ist er leider verstorben. Die Koffer sind eine wunderbare Erinnerung, die ich für die Zukunft erhalten will. Deshalb machte ich mich an die Restaurierung. Einer der beiden Exemplare ist bereits fertig. Heute zeige ich euch, wie ich vorgegangen bin.

Kleine Geschichte zu den Koffern

Entdeckt habe ich die beiden alten Koffer auf dem Dachboden des Hauses der Großeltern meines Freundes in Kroatien. Dort standen sie über viele viele Jahre. Ich hatte sie schon vor einigen Jahren gesehen, sie zwischen all dem Gerümpel aber nicht weiter beachtet. Doch im vergangenen Jahr war das anders. Aus irgendeinem Grund fielen sie mir plötzlich doch auf und ich erkannte ihr Potenzial : ) Wie einige von euch bereits wissen, liebe ich alte Sachen. Sie haben einen individuellen Charme. Kein neuer Gegenstand kann ihnen das Wasser reichen. Zumindest empfinde ich das so. Deshalb war klar: Ich muss diese Koffer haben!

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Der kleinere der Koffer aus Holz hat für uns eine besonders große Bedeutung, weil der Opa ihn selbst gebaut hat. Diese Tatsache lässt auch darauf zurück schließen, wie alt das Reisegepäck ist. Rund 50-60 Jahre sind es garantiert, wenn nicht sogar mehr. Sicherlich können sich generell nicht mehr viele Menschen überhaupt vorstellen, dass man Koffer einmal mit den eigenen Händen hergestellt hat. Ich freue mich riesig darüber, dass ich so ein gutes altes Stück mein Eigen nennen darf. Und dann noch mit familiärem Hintergrund als Erbstück. Eine wunderbare Sache!

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Wir nahmen die beiden Schätze nach einer groben Reinigung also mit nach Deutschland. Bereits das Verstauen im Kofferraum erwies sich als Herausforderung. Schließlich musste das herkömmliche Gepäck des Sommerurlaubs irgendwo hin. Aber da Koffer ja bekanntlich Stauraum haben, verpackten wir unsere Sachen einfach clever und nutzten die Koffer wie man sie eben nutzt.

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Besonders sperrig ist der große Koffer. Doch ich war trotzdem gleich davon begeistert. Zudem hatte ich für beide direkt eine Idee zur praktischen Nutzung. Während der Große künftig zum Aufbewahren unserer kleineren Reisetaschen zum Einsatz kommen wird, werden in den selbst gebauten Holzkoffer ausgewählte Erinnerungsstücke aus meiner Kindheit wandern.

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Schritt 1: Reinigen und Schleifen

Bei der Reinigung solch alter Schätze muss man ein wenig Fingerspitzengefühl aufbringen. Viele Elemente sind vielleicht nicht mehr ganz so stabil und können beim groben Abfegen und Waschen Schaden nehmen. Deswegen sollte man hier immer vorsichtig vorgehen. Bei meinem Holzkoffer musste ich zum Beispiel aufpassen, dass sich das Holz bei der Reinigung nicht verformt. Wird Holz nass und befindet sich beim Reinigen in der Sonne kann das ganz schnell passieren. Das muss man wissen. Deshalb immer nur mäßig feuchte Tücher zum Reinigen einsetzen und immer im Schatten arbeiten. Auch Hitze und Kälte sind natürlich zu meiden.

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Vor der Putzaktion habe ich den Holzkoffer an den Kanten mit mittelfeinem und feinem Schleifpapier geschliffen. Das war nötig, weil das Holz an einigen Stellen sehr rau war. Schnell hätte man sich verletzen können. Vor der feuchten Reinigung habe ich die Koffer gründlich mit einem feinen Handfeger abgefegt. Der Innenraum wurden ebenfalls mit Wasser und etwas Spülmittel von Schmutz befreit. Für schlecht erreichbare Stellen nahm ich einen feinen Pinsel zur Hand. Damit kommt man überall gut hin. Anschließend duften die Rohdiamanten in Ruhe trocknen.

Schritt 2: Entrosten

Der zweite Schritt bestand darin alle metallischen Elemente zu entrosten. Dafür werden alle Beschläge zunächst mit einer Drahtbürste bearbeitet, um lose Rost-Partikel und Schmutz zu entfernen.

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Wie man sieht, passiert bereits durch die Bearbeitung mit der Drahtbürste so einiges an der metallischen Oberfläche:

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Nachdem ich mit der Drahtbürste fertig war, entfernte ich den rostigen Staub mit einem feuchten Tuch.

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Das Entrosten ist für die Optik und für die Zukunft wichtig. Macht man es nicht, rostet das Material kontinuierlich weiter. Man kann die Sachen dann auch nicht anfassen, ohne dass man Rost an den Fingern hat. Keine schöne Sache. Ich habe mir deshalb bei meinem Vater Rost-Umwandler der Firma Hammerite ausgeliehen und alle Beschläge damit behandelt.

Falls ihr das Produkt von Hammerite ebenfalls benutzen wollt, könnt ihr es

Koffer11 Ich habe bereits beim Restaurieren einer Truhe damit gearbeitet und war rundum zufrieden mit dem Ergebnis. Die Substanz wird einfach mit dem Pinsel aufgetragen, dann lässt man sie einwirken und bei Bedarf wiederholt man das Ganze. Das war´s. Den Rest erledigt der Rost-Umwandler. Dieser färbt sich bereits kurz nach dem Auftragen blau, sobald die Inhaltsstoffe mit dem Rost reagieren. Nach der Trocknungsphase ist der Rost verschwunden und die Flächen sind künftig vor Korrosion geschützt.

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Wie man auf den folgenden Fotos schön sehen kann, hat der Rost-Umwandler ganze Arbeit geleistet. Die Beschläge sind jetzt schön dunkel und vom Rost keine Spur mehr.

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Der Holzkoffer wirkt jetzt gleich viel jünger und gepflegter!

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Als Zwischenstand, der Holzkoffer mit behandelten Beschlägen:

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Schritt 3: Holzlasur auftragen

Wie ihr auf den Bildern gut sehen könnt, hat das Holz durch die vielen Jahrzehnte stark gelitten. Die Holzfarbe wirkt ausgebleicht, die Struktur spröde und die Maserung ist nur bedingt erkennbar. Es war klar, dass das Holz dringend Pflegestoffe benötigt. Eine transparente Holzlasur ist für diesen Zweck ideal. Die natürliche Optik der Holzflächen bleibt erhalten, das Holz bekommt die dringend nötige Feuchtigkeit und ist für einige Zeit wieder aufgefrischt.

Eine solche Lasur vor dem Verarbeiten immer gut umrühren. Dann einfach in Richtung der Maserung mit einem guten Pinsel auftragen und ausreichend lange trocknen lassen. Je nach Alter und Qualität des Holzes kann ein zweiter Anstrich notwendig sein. Um die Beschläge herum habe ich einen kleinen Pinsel verwendet, für die großen Flächen einen breiten Borstenpinsel.

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Das Ergebnis

Natürlich bin ich kein professioneller Restaurator. Aber ich denke, dass ich dennoch einiges aus dem alten Stück rausholen konnte. Die Beschläge habe ich bewusst nur mit Rost-Umwandler behandelt. Wer mag, kann anschließend einen Lack auftragen. Aber darauf habe ich bewusst verzichtet, weil dadurch, dass die Beschläge eben nicht perfekt aussehen, passt das Ganze wieder gut zum Used-Look des Koffers. Hätte ich einen deckenden Lack aufgetragen, würde das für meinen Geschmack nicht zum Rest des alten Stücks passen. Ich mag es bei solchen Objekten, wenn sie nicht exakt aussehen, sondern mag den gewollt abgeranzten Charme : )
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Den einzigen Fehler den ich leider gemacht habe, ist, dass ich es um die Verschlüsse herum etwas zu gut mit der Drahtbürste gemeint habe. Was zunächst gar nicht aufgefallen ist, wurde nach dem Trocknen der Lasur deutlich: An den Stellen, wo ich mit der Drahtbürste ans Holz kam, sieht es jetzt viel heller aus, als der Rest. Auf den folgenden beiden Fotos seht ihr das gut:

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Aber besser als vorher ist es dennoch denke ich ; ) Vor allem habe ich mir im Nachhinein gedacht, dass man mit der Drahtbürste auch gezielt einige Gebrauchsspuren hätte einarbeiten können… Aber ich muss sagen, dass die hellen Stellen auch was für sich haben. Passt irgendwie. Naja, vielleicht rede ich mir den Patzer auch nur schön ; ) Egal, halb so wild. Aus Fehlern lernt man.

Hier noch der Direktvergleich von oben:
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Kann man lassen oder?

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Und weil so schön war, hier nochmals der Holzkoffer im Direktvergleich vorher/nachher:

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Den kleinen Aufkleber auf der rechten Seite habe ich übrigens dran gelassen. Das ist ein Überbleibsel von Opas Reisen und muss natürlich bleiben!
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Na, was meint ihr? Ist mir das DIY-Projekt gelungen oder habt ihr vielleicht noch Tipps, wie ich es hätte besser/anders machen können? Ich freue mich über eure Kommentare : )

Demnächst: Variante 2

Demnächst geht´s dann weiter mit Teil 2 zum Thema Koffer umgestalten. Dann zeige ich euch mit reichlich Bildern, was ich aus dem großen Modell gezaubert habe : )

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  • gertrud carey

    30.01.2017, 20:56 Uhr

    So schöne Geschichte mit dem Holzkoffer vom Opa.

  • Gaby

    31.01.2017, 07:38 Uhr

    Hallo Gertrud,

    vielen Dank für deinen Kommentar : )

    Tolle Stücke hast du da auf deiner Seite!!!

    Viele liebe Grüße

  • Gaby

    18.09.2020, 11:09 Uhr

    sehr schön gemacht. Demnächst: Variante 2 Hast du den schon gemacht? Finde es nicht.

  • Gaby

    18.09.2020, 12:48 Uhr

    Hey Gaby, : )

    freut mich, wenn es dir gefällt. Ja hier: https://www.wohncore.de/koffer-umgestalten-variante-2-ueberseekoffer/

    Liebe Grüße und weiterhin viel Spaß beim Stöbern : )

  • Hans-Jörg Utecht

    16.05.2022, 13:53 Uhr

    Sehr schön gemacht und gut solche Dinge zu erhalten.

    Ich habe auch noch so einen alten Holzkoffer von meinem Grossvater und weiss, dass es bei ihm ein Heimkehrerkoffer aus dem 2. Weltkrieg war, womit er aus russischer Gefangenschaft zurückgekommen ist.
    Lange diente er ihm und meinen Eltern einfach als Tapezierkiste. Jetzt ist er in meinem Besitz und ich will ihn ebenfalls restaurieren und zur Foto und Bücherkiste umfunktionieren. Ich denke das ist ein gutes Ambiente für Erinnerungen aus dieser Zeit.

  • Gaby

    17.05.2022, 10:12 Uhr

    Wow, vielen Dank Hans-Jörg für Deinen Kommentar.
    Dabei bekomme ich direkt Gänsehaut – tragisch, was unsere Vorfahren teilweise erleiden mussten : (
    Der Koffer Deines Großvaters ist eine wichtige Erinnerung und ich finde es toll, dass Du ihn erhalten und umfunktionieren möchtest.
    Das gibt solchen alten Dingen nochmals einen besonderen Wert. Wäre schade, wenn sie in Vergessenheit geraten. So schlimm die Zeiten auch waren, aber ich finde es so wichtig, dass wir sie erhalten.

    Ich wünsch Dir alles Gute : )
    Liebe Grüße,
    Gaby