Betonformen aus verschiedenen Materialien – Informationen über Gießformen
Seit einigen Jahren fertige ich Dekoratives aus Beton. Dabei verwende ich unterschiedliche Gießformen aus diversen Materialien und habe einige Erfahrungen sammeln können. In diesem Beitrag findest du Informatives über Betonformen aus Latex, Styrodur und Co.
Formen aus dem Haushalt – jede Menge Plastik zum Verwerten!
In den letzten Jahren habe ich viele Stunden Beton gemischt und zahlreiche Produkte hergestellt. Dabei habe ich diverse Formen aus Kunststoff getestet. Viele davon waren keine spezifischen „Betonformen“, sondern irgendwelche Verpackungen von Lebensmitteln wie zum Beispiel Joghurtbecher oder Frischkäse-Behälter. Derartige Formen haben mehrere Vorteile:
- Sie müssen nicht zusätzlich gekauft werden. Das spart Geld.
- Große Auswahl dank diverser Verpackungen
- Verpackungsmaterial wird wiederverwendet. Das schont die Umwelt.
- Stabile Behälter lassen sich mehrfach verwenden.
- Die glatten Oberflächen wirken sich positiv auf die Betonoberfläche aus. Das Ergebnis wird schön glatt.
- Aus vielen Bechern, Schüsseln und Ähnlichem lassen sich die ausgehärteten Betonartikel gut lösen.
Auch kleine bis mittelgroße Kunststoffeimer, die für den Verkauf diverser Produkte zum Einsatz kommen, sind für Do-it-yourself-Projekte aus Beton ideal. Du kannst unterschiedliche Größen ineinander stellen und so beispielsweise tolle Deko-Teller kreieren. Plastikeimer sind aber auch für größere Projekte wie Feuerschalen oder Obstschalen eine Überlegung wert.
Als Inspiration hier ein paar Anregungen aus meiner eigenen „Beton-Werkstatt“:
- Fruchtzwerge-Joghurtbecher (für dekorative Osterhasten mit Drahtohren)
- Mascarpone-Becher (z. B. für Teelichthalter)
- Alte Salatschüsseln (für Obstschalen)
- Untersetzer für Pflanzgefäße (z. B. für Vogeltränken)
- Styropor-Verpackung für Nudelgerichte, erhalten bei Essen zum Mitnehmen (z. B. für kleine Blumentöpfe)
- Herzförmige Eiswürfelform (für kleine Beton-Herzen)
- Ausstecher / Backformen
Nachteile von Plastikformen (Verpackungsmaterialien):
- keine individuellen Formen möglich
- Auswahl beschränkt
Kunststoff Gießformen kaufen
Natürlich kannst du alternativ spezielle Gießformen aus Kunststoff im Handel kaufen. Die Auswahl reicht von Halbschalen über Herzen, Sterne und kleine Häuschen bis hin zu Relief-Eingießplatten für gemusterte Objekte.
Die Vor- und Nachteile auf einen Blick:
- (relativ) große Auswahl
- kein Arbeitsaufwand zum Herstellen
- wiederverwendbar
- relativ teuer
- keine individuellen Formen möglich
- bei manchen Produkten fällt das Herauslösen von Beton schwer (Habe selbst keine guten Erfahrungen gemacht, kann aber nur von mir sprechen. Bei mir sind selbst teure Markenformen teilweise beim ersten Gebrauch gebrochen, darunter auch welche von Rayher)
XPS-Hartschaum (extrudiertes Polystyrol) – auch als Styrodur bekannt
„Styrodur“ (grün) ist der Handelsname eines sogenannten extrudierten Polystyrols (XPS-Hartschaum) des Konzerns BASF. Auch andere Unternehmen verkaufen derartigen Hartschaum. Beispiele sind Jackodur (lila), URSA (gelb) und Styrofoam (blau). Durch unterschiedliche Farben lässt sich direkt erkennen, von welchem Hersteller das Material stammt. Polystyrol ist ein Thermoplast, also ein thermoplastischer Kunststoff, der bei bestimmten Temperaturen verformt werden kann. XPS kommt als Schaumstoff in diversen Bereichen des täglichen Lebens zum Einsatz. Beispielsweise werden Hartschaumplatten auf dem Bau zur Wärmedämmung und für Trittschallschutz, aber auch zum Frostschutz von Gleis- und Straßenbau genutzt. Sie zeichnen sich unter anderem durch folgende Eigenschaften aus, die auch im Bereich Beton Gießfom entscheidend sind:
- geringes Gewicht
- hohe Druckfestigkeit
- geringe Aufnahme von Wasser
Auch ich habe bereits Gießformen zum Betonieren aus XPS-Hartschaum verwendet und sehr gute Ergebnisse damit erzielt. Die Formen lassen sich ohne Weiteres mehrmals verwenden. Ich habe sie mit Vaseline eingefettet, damit sich die fertigen Betonprodukte gut lösen lassen. Das hat wunderbar geklappt. Die hohe Druckfestigkeit fördert das Wiederverwenden, weil die Formen einiges aushalten. Einen groben Umgang sollte man zwar trotzdem vermeiden, weil sich Dellen am Endprodukt bemerkbar machen, wenn du aber sorgsam arbeitest, ist das kein Problem.
Hartschaum Gießformen für Dekoratives aus Beton kannst du selber herstellen oder fertig kaufen. Ich habe bereits beides ausprobiert und sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen gemacht. Um dir die Entscheidung zu erleichtern, hier ein kurzer Erfahrungsbericht:
- Selbst gemachte Hartschaumformen: Als ich mich über alternative Gießformen informiert habe, bin ich auf einige Anleitungen zum Selbermachen mit Hartschaumplatten gestoßen. Da es von Vorteil wäre, beliebige Formen in Eigenregie zu kreieren und nicht an fixe Designs von anderen gebunden zu sein, kaufte ich mir ein Heißdraht-Schneidegerät (Thermocut Handgerät von Proxxon, Achtung zur Nutzung braucht man auch dieses Netzgerät! Das hatte ich erst nicht auf dem Schirm ; )musste es nachträglich kaufen). Das Gerät wurde in Anleitungen online mehrfach empfohlen. Allerdings erzielte ich damit nicht die gewünschten Ergebnisse. Weil man den Draht von Hand führen muss, wurden die Kanten der Formen völlig ungleichmäßig. Ich probierte es mehrere Stunden, ohne Erfolg. Keine Chance. Auch der Geruch ist heftig, das Tragen einer Atemschutzmaske ratsam. Da eine Alternative mit Heißdraht inklusive Winkeleinstellung um die 100 Euro kostet, entschied ich mich dagegen. Zwar wäre es sicherlich noch einen Test wert gewesen, weil die Hartschaumplatten hier abgelegt werden können und sicherlich schönere Kanten erzielt werden. Da man die Form aber trotzdem durch manuelles Führen um den heißen Draht erstellen muss, war mir klar, dass das zwar besser wird, aber nicht so, wie ich mir das vorstelle. Da fehlt mir einfach die ruhige Hand dafür.
- Fertige Hartschaumformen: Nach meinen misslungenen Tests mit Heißdraht und Messern, bestellte ich bei Silke von „Beton in Form“ fertige Hartschaumformen. Das Arbeiten mit ihren Produkten klappte wunderbar. Du musst die Formen nur noch einfetten und los geht´s. Obwohl diese als Einmalform gedacht sind, kannst du sie ohne weiteres mehrere Male einsetzen. Habe ich selbst getestet. Nutzt du sie als Mehrfachform, lohnt sich auch der Kauf. Damit der Beton nirgendwo rausläuft, umwickle ich die Formen mit Malerkrepp und beschwere sie. Bei der Herstellung solcher Formen kommt es zu einem schmalen Spalt an einer Stelle, den muss man schließen.
Latex- und Silikonformen
Auch Silikon und Latex sind hervorragend zum Gießen von Beton geeignet. Auch hier spreche ich aus Erfahrung. Ich habe meine ersten Tests mit Latexform „Rotkehlchen“ von Amazon-Händler Creato gemacht. Für meine Vogeltränken kaufte ich mir entsprechende Vollformen für kleine Vögel. Zunächst war ich skeptisch, ob man das Material nach dem Aushärten des Betons wirklich problemlos drüber stülpen kann. In der Praxis gelang mir das aber tatsächlich ohne Schäden. Hätte ich nie gedacht.
Rayher empfiehlt eine passende Halteplatte zu seinen Latexgießformen, da man die gefüllten Formen hängend in einem mit Wasser gefüllten Behälter platzieren soll. Ich habe mir eine entsprechende Vorrichtung mit hohen Joghurtbechern aus dem Supermarkt und Schaschlikspießen (oder Trinkhalmen) selbst gebastelt. Klappte ebenfalls ohne Weiteres. Sogar ohne Wasser, aber auch nur, weil ich Mini Vögelchen gegossen habe, die kaum etwas wiegen. Bei größeren Objekten ist das Wasser nötig, damit die mit Beton gefüllte Gießform aufgrund ihres Gewichts nicht herunterfällt. Im Wasser wirkt die Auftriebskraft der Schwerkraft entgegen.
Hier geht´s zur von mir getesteten Latex Rotkehlchen Gießform (ca. 65 x 45 mm):
Hast du keine Lust auf eine hängende Platzierung, sind Silikonformen zum Stellen das Richtige für dich. Ich habe zum Beispiel eine stabile Backform aus Silikon (Hase) genommen. Beton ist zwar schwerer als Kuchenteig, das Aushärten klappte aber dank eines robusten Rands an der Kuchenform super.
Hier der Link zur Silikon Backform Hase (28 x 20 x 7,5 cm) ohne Weichmacher:
Auch mit Gugl-Förmchen habe ich gute Erfahrungen gemacht. Die bekommst du günstig in Supermärkten, in Haushaltswarenläden oder im Internet. Schau dich um!
Unterschied zwischen Latex und Silikon – Info zum Material
Als Latex wird der Milchsaft von Kautschukpflanzen bezeichnet. Wer schon mal in Asien unterwegs war, konnte auf Plantagen vielleicht bereits beobachten, wie Latex aus dem Schnitt von Kautschukbäumen in kleine Behälter fließt. Bei meiner Thailandreise 2018 konnte ich das erstmals live sehen. Der Latex des Kautschukbaums besteht aus rund einem Drittel Kautschuk (gummiartiger Stoff).
Silikon hingegen wird nicht aus Pflanzen gewonnen, sondern synthetisch hergestellt. Ausgangsmaterialien sind Silicium und Methylchlorid.
Silikonformen selber machen mit Abformsilikon
Was ich bisher noch nicht ausprobiert habe, ist die Herstellung von Silikongießformen. Wie das mit Abformsilikon (2-Komponenten-Silikon) funktioniert, erklärt Susanne von DekoideenReich im Video:
Latexformen selbst herstellen mit Naturlatex
Die Herstellung von Latexformen ist aufwändiger als bei Silikon. Der Rohstoff muss in mehreren Schichten aufgetragen werden. Zudem brauchst du eine Stützform, was zusätzlich Zeit kostet. In der folgenden Videoanleitung von der „Glitzer Else“ ist die Vorgehensweise verständlich erklärt:
Auch selbst gemachte Latexformen lassen sich gut lösen, sind robust und oft sogar billiger realisierbar als Silikon-Alternativen. Nachteilig: Höherer Arbeitsaufwand als bei Silikon und Stützform nötig. Silikonformen stehen von allein und sind schneller gemacht.
Silikon- und Latexformen Vorteile:
- oft kein Trennmittel erforderlich (ich empfehle trotzdem leichtes Einfetten mit Pflanzenöl)
- komfortables Herauslösen von Beton
- sauberes Arbeiten
- wiederverwendbar
- langlebig
- pflegeleicht
- viel Auswahl
- individuelle Formen durch eigene Herstellung möglich (für Anfänger gut geeignet ist 2-Komponenten-Silikon)
- formschöne Ergebnisse (teilweise sehr glatte Betonoberflächen, siehe mein selbst gemachter Beton-Hasen:
Nachteile:
- nicht ganz billig
- DIY Herstellung der Formen erfordert eigenständiges Mischen bzw. Auftragen von Komponenten, dementsprechend mehr oder weniger kompliziert
- Die Herstellung ist zeitaufwändig. Fertige Silikonformen sind dahingehend logischerweise im Vorteil
Betongießformen aus Pappe / Karton
Auch Kartonagen standen bereits auf meiner Liste der Betonformen. Zufrieden war ich damit allerdings nicht, was ich bereits beim Einfüllen des Betons befürchtet hatte. Schließlich nimmt Karton, ob eingefettet oder nicht, Feuchtigkeit auf. Ich habe das beispielsweise mit Buchstaben aus dem Bastelladen ausprobiert. Diese weichten völlig auf und auch das Herauslösen der Betonbuchstaben klappte nur bedingt. An ein Wiederverwenden der Formen ist nicht zu denken. Die Buchstaben hatten bei meinen Tests keine sauberen Kanten. Auch das Stützen der Formen von außen brachte wenig Besserung.
Inzwischen weiß ich natürlich, dass ich hier einen entscheidenden Fehler gemacht habe: Will man Formen aus Pappe nutzen, geht das nur, wenn man sie innen mit einem abdichtenden Material versieht. Folie oder Paketklebeband zum Beispiel. Für mich persönlich machen solche Formen keinen Sinn, weil die Wiederverwendbarkeit trotz Folie oder Ähnlichem nur bedingt gegeben und mir das Präparieren zu zeitaufwändig ist.
- lassen sich mit Kartonagen günstig oder gar kostenlos selbst herstellen (kauft man z. B. Buchstaben hingegen im Bastelladen, ist das nicht billig!)
- bei Recyclingmaterial vergleichsweise umweltfreundlich
- erfordert Abdichtung der Oberflächen (zeitaufwändig)
- nur bedingt wiederverwendbar
- schöne Kanten hinzubekommen, ist nicht leicht
- teilweise teuer
- eingeschränkte Stabilität
FAQ
Welche Unterlagen eignen sich für offene Gießformen?
Grundsätzlich lassen sich Betongießformen in zwei Arten unterteilen: Die geschlossenen und die offenen. Geschlossene Gießformen umschließen den Beton sowohl unten als auch am Rand. Diese Formen sind nur an einer Seite offen, dort wo du den Beton hineingibst. Offene Formen hingegen, verfügen über zwei Öffnungen und gewähren nur seitlichen Halt. Das hat den Nachteil, dass du eine spezielle Unterlage brauchst, damit der Beton nicht davonläuft und auch nicht am Untergrund haften bleibt sowie diesen beschädigt. Ich habe hier verschiedene Dinge getestet. Beispielsweise habe ich Backpapier ausgelegt. Das ist nicht schlecht, wirft durch die vom Beton ausgehende Feuchtigkeit aber Falten, sodass auch die Oberflächen der Beton Artikel später faltig aussehen. Die damit verbundene Optik gefällt nicht jedem.
Ein glattes Ergebnis habe ich hiermit erzielt:
- Cellophan Geschenkpapier: Einfach auf eine glatte Oberfläche spannen und am besten mit Malerkrepp fixieren. Nachteil: Wer sorgfältig arbeitet, kann die Unterlage zwar zweimal verwenden, aber auf Dauer klappt das nicht. Es entstehen Abfall und laufende Kosten, weil du ständig neues Geschenkpapier kaufen musst. Da sich die Anschaffungskosten einer Rolle in Grenzen halten, eignet sich diese Lösung gut für Einsteiger, die das Betonieren mal testen wollen oder für alle, die nur selten etwas aus Beton herstellen.
- Acrylglas-Platten: Sie sind besonders praktisch, weil sie gegenüber dem Geschenkpapier keinen Abfall verursachen, sondern dauerhaft genutzt werden können. Einfach von getrockneten Betonresten befreien und gründlich abwischen! Da ich viel Betoniere, macht diese Variante für mich langfristig mehr Sinn. Auf solchen Platten verrutscht nichts und man muss auch nichts Fixieren. Allerdings ist Acrylglas in der Anschaffung vergleichsweise teuer.
Der Untergrund unterhalb von Folien und Co. sollte generell eben sein und mit einer Wasserwaage gerade ausgerichtet werden. Stimmt die horizontale Ausrichtung des Tischs, der Werkbank oder was auch immer du nutzt, um gefüllte Gießformen zu platzieren und aushärten zu lassen, nicht, wird das Betonprodukt später schief, steht deshalb womöglich nicht oder sieht einfach blöd aus. Je nach dem, was man Betonieren möchte, ist die Ausrichtung mehr oder weniger wichtig.
Wie verhindere ich, dass Beton aus offenen Formen läuft?
Offene Betonformen am besten immer beschweren. Mit Kies gefüllte Eimer oder ähnliches eignen sich gut. Durch das Gewicht werden die Formen an den Untergrund gepresst, wodurch der Beton nicht davonläuft. Ich nehme auch gern Untersetzer von Pflanztrögen, fülle sie mit Kies oder Sand und stelle sie auf die Formen. Aber immer so, dass noch genug Luft an den Beton kommt, ansonsten verlängert sich die Trockenphase unnötig.
Welche Materialien eignen sich nicht als Gießform für Beton?
Formen aus Glas und Keramik sind zum Betonieren nicht geeignet. Aus derartigen Formen lässt sich der Beton nicht mehr lösen. Die Oberflächen gehen eine Verbindung ein.
Du hast weitere Fragen? Dann frag mich via Kommentar unterhalb dieses Artikels! : ) Ich werde an dieser Stelle antworten, so gut ich kann.
Jetzt loslegen und Kreatives schaffen!
Ich hoffe ich konnte dir mit diesem Beitrag einen kleinen Einblick in die Vielfalt der Beton-Gießformen gewähren. Wie du siehst, habe auch ich noch nicht alles getestet. Vieles steht aber auf meiner To-do, sodass dieser Artikel sicherlich einmal ein Update bekommt. Beispielsweise denke ich gerade über die Anschaffung einer CNC-Fräsmaschine nach, um aus Hartschaumplatten individuelle Gießformen herzustellen. Das lohnt sich aufgrund der Mengen, die ich produzieren will, schon eher für meinen Bedarf. Die Recherche hierfür läuft bereits. Ich werde berichten : )
Die Gießformen sind griffbereit und du fragst dich, wie es jetzt weitergehen soll? In meiner Anleitung zum Beton gießen, findest du eine verständliche Schritt-für-Schritt-Erklärung. Darin erfährst du, wie du Beton herstellst, worauf es beim Füllen von Formen ankommt und was nach dem Aushärten wichtig ist.
Jetzt wünsch ich dir viel Spaß beim Ausprobieren und Herstellen deiner eigenen Beton-Produkte!